Es war Ende März, als mir meine Südtiroler Kollegin Tina einen Link für den acht-gipfel-marsch per WhatsApp schickte; keine zwei Tage später nahm ich Kontakt mit Fabian Pircher, dem Geschäftsführer der Glurns Marketing, die für die Organisation des Marsches verantwortlich waren, auf. Neben etlichen zusätzlichen Informationen erhielt ich auch meine Anmeldung für die 23. Auflage des alle zwei Jahre stattfindenden Events. 8 Gipfel - 25 Kilometer - 3.000 Höhenmeter, so die Schlagworte; die Strecke führt von der mittelalterlichen Stadt Glurns im Vinschgau über acht Gipfel (Glunrserköpfl - 2.395 Meter, Plaschweller - 2.534 Meter, Chavalatsch - 2.763 Meter, Piz Sielva - 2.855 Meter, Piz Minschuns - 2.935 Meter, Furkelspitze - 3.004 Meter, Tartscherkopf - 2.952 Meter und Korspitz - 2.935 Meter) zum Stilfserjoch. Super fand ich den Slogan "Hoch hinaus und Grenzen überwinden"; dass mich der Marsch tatsächlich an meine Grenzen bringen sollte, wusste ich zu diesem Zeitpunkt (glücklicherweise) noch nicht. Dafür war die Vorfreude schon Monate vor der Abfahrt in Richtung Südtirol riesig; acht Gipfel an einem Tag, dazu noch in einer Region, die ich bis dato nur aus dem "Vorbeifahren" kannte, und das alles quasi gegenüber des "König Ortler", seines Zeichens mit 3.905 Meter der höchste Berg Südtirols. Bergfreund, was willst Du mehr?
Das ab Mitte der Woche zusehend schlechter werdende Wetter, sowie die nicht gerade günstigen Prognosen auf den einschlägigen Wetterportalen in World Wide Web (was die Berge betrifft, ist und bleibt bergfex meine klare Nummer eins!) ließ Böses ahnen; und so folgte am Mittwochabend die Information, dass der acht-gipfel-marsch zwar stattfinden würde, jedoch in verkürzter Version. Um die Sicherheit aller Teilnehmer zu gewährleisten, sollte nach dem Piz Minschuns (dem fünften der acht Gipfel) beziehungsweise an der Fallatschscharte Schluss sein; von dieser aus sollte es direkt hinunter ins Tal nach Trafoi gehen, von wo aus es per Bustransfer zurück nach Glurns gehen sollte. Diese zugegebenermaßen schwere Entscheidung hatten die Veranstalter im "Zusammen-spiel" mit Wetterdienst und Bergrettung getroffen. Natürlich machte sich bei mir (wie auch bei den meisten anderen Teilnehmern, sowie bei den rund dreißig Helfern) erst einmal Enttäuschung breit; nicht teilzunehmen war für mich jedoch zu keinem Zeitpunkt eine Option!
Nachdem ich am Freitag zu Hause noch einigermaßen "klar Schiff" gemacht, und den "Samstags-einkauf" erledigt hatte, startete ich am späten Nachmittag via Fernpass und Reschenpass in Richtung Vinschgau; aufgrund zahlreicher Regenschauer (teilweise konnte man selbst bei 30 km/h so gut wie nichts mehr sehen) und eines kurzen Zwischenstopp in Zams sollte ich mein Ziel erst gegen halb zehn erreichen. Kleine Exkursion; Glurns ist mit nicht einmal tausend Einwohnern eine der kleinsten Städte der Alpen. Besonders macht das malerische Städtchen die vollständig erhaltene Stadtmauer mit ihren drei Stadttoren. Neben dem mittelalterlichen Stadtkern konnte mich auch die außerhalb der Stadtmauern auf einer Anhöhe jenseits der Etsch gelegene Pfarrkirche zum Heiligen Pankratius begeistern. Als Knotenpunkt mehrerer Alpenpässe (die Stadt liegt zwischen dem mit Nordtirol verbindenden Reschenpass, dem Ofenpass ins Schweizer Engadin und dem Stilfserjoch in die Lombardei) war Glurns bereits in der Römerzeit ein wichtiger Handelsort. Doch zurück zum Freitagabend. Nach einigem Suchen fand ich mit der Pizzeria Erika noch ein geöffnetes Restaurant; wenig später machte ich es mir mit einer echt leckeren Pizza Diavola auf dem Parkplatz vor den Toren der Altstadt bequem. Hier sollte ich später mein Nachtlager im "Hotel Skodi" beziehen.
Um halb vier war die (viel zu kurze) Nacht dann auch schon wieder vorbei; schnell "Katzenwäsche" (super sind hier in Glurns die öffentlichen Toiletten an den Parkplätzen außerhalb der Altstadt), rein in die Bergklamotten, den bereits zu Hause gepackten Rucksack geschultert und ab zum Gelände vom Glurns Festival, wo die Stempelkarten, ein kleines Geschenk und der Essensgutschein fürs Essen auf dem Fastivalgelände nach dem Marsch ausgegeben wurden. Und dann war es auch schon soweit; Aufbruch in Richtung Glurnserköpfl! Bei absoluter Dunkelheit sieht man in der ersten Stunde Dank Stirnlampe wenigstens ein paar Meter des steilen Weges hinauf zur Glurnser Alm; hinzu kommen noch etliche große Kerzen, mit denen der Weg zu Beginn der Route markiert wurde. Hatte was; ebenso fand ich die vielen "Glühwürmchen" beim Blick nach vorne und hinten wahrlich magisch. Nach rund anderthalb Stunden (das Dunkel der Nacht wich langsam aber sicher dem Blau des Morgens) hatte ich die Glurnser Alm erreicht (und somit die ersten gut tausend Höhenmeter hinter mich gebracht), wo uns Teilnehmer bereits etliche Helfer mit warmen Getränken, Snacks und Obst erwarteten. Die restlichen vierzig Minuten bis zum ersten Gipfel des Tages vergehen wie im Fluge; der mit der Höhe und dem zunehmend schwindenden Baumbewuchs immer stärker werdende Wind lassen mich auf dem Glurnserköpfl nicht nur das vollkommen durchgeschwitzte T-Shirt wechseln, sondern auch meine Jacke (der ich mich bereits nach den ersten zwanzig Minuten des Marsches entledigt hatte) wieder anzuziehen. War die Sicht zu diesem Zeitpunkt noch ganz annehmbar (sowohl Reschensee als auch Heidersee kann man gut erkennen, ebenso die nahen Berge in nördlicher Richtung; von den Ötztaler Alpen, den Dolomiten und der Ortler-Gruppe ist hingegen nichts zu sehen), so ändert sich das in der Folgezeit zusehend. Zudem fängt es auf halbem Weg zum Plaschweller an zu regnen; da hatten die beiden Herren von der Bergwacht mit Ihrer Prognose, wir hätten noch ein zwei Stunden Zeit bis der Regen da sei, leider nicht recht... 😒 Den Plaschweller mit deinem imposanten Stoamandl (als Gipfelkreuz) und den Piz Chavalatsch (knapp 2.000 Höhenmeter lagen zu diesem Zeitpunkt bereits hinter mir) meistere ich noch relativ locker, in der Folgezeit machen mir Nässe, Kälte (natürlich hatte ich im Vorfeld der Tour an alle Eventualitäten gedacht, aber Temperaturen um die fünf Grad, Regen, Graupel und sogar die ein oder andere Schneeflocke sorgen gerade um diese Jahreszeit einfach nicht für Hochstimmung) und die zunehmend schlechtere Sicht doch ordentlich zu schaffen. Am Piz Sielva (übrigens der unspek-takulärste der fünf bestiegenen Gipfel) bekomme ich, wie auch die drei anderen "Marschierer", die kurz nach mir eintreffen, von den Helfern der Bergwacht eine Runde Doping (fürs innere Wohlbefinden) in Form eines Zirbenschnaps - vergelt's Gott! Im Gegensatz zur körperlichen Fitness, leidet die Moral auf dem Abschnitt zwischen dem Piz Sielva und dem Piz Minschuns erheblich; die teils anspruchsvolle Strecke (aufgrund des Regens ist es an einigen Stellen ziemlich rutschig) sorgt dafür, dass wenigstens die Sinne geschärft werden (und dem Kopf so nicht die Möglichkeit geben "abzudriften"). Nach einem schnellen Gipfelbild (in Vorfeld des Marsches hatte ich mich noch auf die Pausen und das "Seele baumeln lassen" auf den Gipfeln gefreut; aber bei dem Wetter hatte ich nicht mal Lust schnell eine Kleinigkeit zu essen), hole ich mir noch schnell meinen Stempel ab, ehe ich mich auf den Weg zur Fallatschscharte machte, von wo aus es hinunter nach Trafoi gehen sollte. Gerade der obere Teil der rund tausenddreihundert zu bewältigenden Höhenmeter hatte es in sich, ging es doch über inzwischen überaus matschige Pfade talwärts; gerade für mein Knie alles andere als ein Hochgenuss! Aber gut, dann halt a bissl langsamer... Um kurz nach eins hatte ich das Ziel in Trafoi dann (endlich) erreicht; hinter mir lagen knapp über vierundzwanzig Kilometer, etwa 2.400 Höhenmeter aufwärts und 1.800 Höhenmeter abwärts (wenn ich meiner App Glauben schenken darf 😉). Nachdem ich mich bei der Bergwacht abgemeldet und mir einen der noch von der Glurnser Alm übrigen Äpfel geschnappt hatte, ging es auch schon mit dem Bus zurück nach Glurns. Da wir an der Pfarrkirche zum Heiligen Pankratius abgesetzt wurden, durfte ich noch einmal quer durch die beschauliche Altstadt laufen, ehe ich endlich wieder vor meinem Skodi stand. Das war eine Wohltat, die inzwischen vollkommen durchnässten Klamotten endlich gegen trockene und vor allem bequeme zu tauschen! Anschließend zog ich weiter zum Fastivalgelände, wo ich mich gemeinsam mit dem einen oder anderen "Leidensgenossen" ordentlich stärkte. Anderthalb Stunden später machte ich mich dann auf den Heimweg; bei gutem Wetter wäre ich wohl noch bis zum nächsten Morgen in Glurns geblieben, stand doch am Abend noch "Rock im Stadtl" mit zwei Bands (Stadtlrocker aus Glurns und Firedrops aus Ulten) auf dem Programm.
Rückblickend bleibt zu sagen, dass sowohl die Organisation als auch die (von mir absolvierte) Strecke an sich top waren; das mehr als bescheidene Wetter den (verkürzten) acht-gipfel-marsch von dem ersehnten alpinen Hochgenuss zu einer echt krassen mentalen Herausforderung gemacht hat. Gerne komme ich in zwei Jahren bei guten Wetterprognosen (als langjähriger Bergfreund weiß ich, dass das Wetter in den Bergen nie hundertprozentig vorherzusagen ist) gerne ein zweites Mal zu diesem Event nach Glurns; aber nur dann! Die drei "fehlenden" Gipfel werde ich aber auf jeden Fall noch besuchen...
Abschließend möchte ich mich bei allen Helfern, sowie bei Fabian Pircher für sein Entgegenkommen und das "Versorgen" mit Informationen im Vorfeld des Marsches bedanken.
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