Als ich mich Anfang September routinemäßig das erste Mal auf der "Wetterseite meines Vertrauens" den zu erwartenden Verhältnissen beim 27. Südtirol Drei Zinnen Alpin Run beschäftigte, war die Welt noch in Ordnung; zwar sollte es im Gegensatz zum ersten Septemberwochenende deutlich kühler und auch nicht mehr so schön sein, aber dennoch alles im Rahmen... Eine Woche später sollte die Welt leider (ganz) anders ausschauen; Temperatursturz im kompletten Alpenraum, dazu erhebliche Niederschläge. Zu diesem Zeitpunkt hoffte ich (zusammen mit allen Beteiligten - Verantwortlichen, freiwilligen Helfern und natürlich den Athleten), dass eine "normale" Durchführung des Laufs möglich wäre. Die Bilder der Webcam an der Dreizinnenhütte machten aber spätestens am Donnerstagvormittag all meine Hoffnungen zu Nichte; der "Winter" hatte Einzug in den Dolomiten gehalten. Mittags kam dann auch die offizielle Info, dass zum zweiten Mal in der Geschichte des Drei Zinnen Alpin Run auf die Alternativstrecke hinauf zur Gipfelstation des Helmjet ausgewichen werden muss. "Es wäre unverantwortlich, wenn wir die Athletinnen und Athleten bei sochen Bedingungen auf 2.500 Meter Meereshöhe hinaufschicken würden. Die Sicherheit hat absolute Priorität und deshalb war diese Entscheidung, die wir am Mittwochabend im Rahmen einer Organisationskomitee-Sitzung nach eindringlichem Studium der verschiedenen Wetterberichte getroffen haben, unumgänglich" - so die Worte des Präsidenten des Alpenverein Sextner Dolomiten Alfred Prenn. Natürlich war die erste Enttäuschung groß, ist dieser Berglaufklassiker vor wahrlich einmaliger Kulisse mein persönliches Sporthighlight eines jeden Jahres, aber wenn man es ganz nüchtern betrachtet, war die Verlegung auf die Alternativstrecke die einzig richtige Entscheidung; in meinen Augen auch deutlich besser als die von einigen Teilnehmern geforderte Absage - an dieser Stelle denke ich nicht nur an die vielen Stunden, die die unzähligen Helfer bereits investiert hatten oder an den finanziellen Aufwand, den die Veranstalter zu stemmen haben, sondern auch an die Teilnehmer, die rund um den Drei Zinnen Lauf (bereits) Unterkünfte in Sexten und Umgebung gebucht hatten.
Auch wenn man die knapp zehn Kilometer lange Strecke von Sexten hinauf zur Bergstation des Helmjets (mit immer noch 789 Höhenmeter) auf keinen Fall mit der Originalstrecke (hier sollten ab diesem Jahr 17,9 Kilometer und 1.354 Höhenmeter bewältigt werden) vergleichen kann, wartete eine immer noch "knackige" Aufgabe auf die verbliebenen Athleten; von 717 gemeldeten bergbegeisterten Läufern sollten sich letztendlich 536 nicht von den widrigen Witterungsverhältnissen und der zugegebenermaßen unspektakuläreren Route "abschrecken" lassen.
Mit einer breitgefächerten Palette an Laufklamotten (kurz, lang, dünn, dick... kurzum, ich hatte keine Ahnung, was denn für diesen Samstag das Richtige sein sollte) machte ich mich am Freitagnachmittag auf den Weg über den (noch oder wieder) schneefreien Brenner. Um kurz nach acht durfte ich meine Startnummer und den Kleidersack im Haus Sexten von den freundlichen und wie immer hilfsbereiten Helfern entgegennehmen; schnell den "Give-Away"-Beutel gegen warme Klamotten getauscht, den Kleidersack zurück gebracht und schon war der "offiziellen" Teil des Abends erledigt. Auch diesmal sollte es zum Abendessen eine Pizza Diavola aus dem Ristorante Erich geben, ehe ich einmal mehr mein Nachtquartier auf dem Parkplatz vor dem Helmjet aufschlagen sollte.
Nachdem die Verantwortlichen den Start aufgrund der deutlich kürzeren Alternativroute um eine Stunde nach hinten verlegt hatten, ließ ich es am nächsten Morgen ganz ruhig angehen. Wie gehabt führte mich mein erster Weg zur Bäckerei Trenkler, ehe ich mit einem leckeren Kaffee in der Hand noch ein wenig durch Sexten schlenderte. Zurück am Parkplatz galt es die "richtigen" Anziehsachen für das Rennen zu finden; letztendlich sollten die Dreiviertelhose unter der ursprünglich geplanten Laufhose und ein halbwegs warmer Sportsweater über dem Laufshirt für die notwendige Wärme sorgen... Knapp zehn Minuten vor dem Startschuss gesellte ich mich letztendlich zusammen mit den knapp fünfhundertfünfzig Athletinnen und Athleten im Startbereich ein; eine gewisse Vorfreude trotz der widrigen Bedingungen hatte zu diesem Zeitpunkt längst Einzug gehalten! Natürlich wurden auch diesmal die letzten zwei Minuten vom Gros der Läufer freudig mit hocherhobenen Händen eingeklatscht; und schon befanden wir uns auf der knapp zehn Kilometer langen Strecke hinauf zur Bergstation des Helmjet. Auf die Dorfrunde wurde dieses Jahr (wie auch für die "Originalstrecke" geplant - statt der Dorfrunde sollte die neue Strecke direkt vom Haus Sexten nach Moos und weiter in Richtung Lienerstall bis zur Festung Heideck und von dort aus über die Lärchenwiesen des Fischleintals zur Fischleinbodenhütte führen - dies hätte ein plus von 400 Metern und 21 Höhenmetern ergeben) verzichtet, und so führte uns die Panoramastrecke über Moos (nachdem wir den Ort über den Helmweg verlassen hatten, wechselte der Untergrund von Asphalt auf Schotter; später sollte es auch für kurze Zeit über Stock und Stein gehen - aber bei Leibe kein Vergleich zum Weg von der Talschlusshütte über Zsigmondyhütte und Büllelejochhütte zur Dreizinnenhütte) hinauf zum Helmrestaurant; Verpflegungsstationen gibt es unterwegs an der Helmhanghütte und an der Lärchenhütte. An dieser Stelle möchte ich meinen Hut vor allen freiwilligen Helfern an den Verpflegungsstationen und auf der Strecke ziehen; bei dieser Kälte (und dem teils echt fiesen Wind) über Stunden im Freien zu verharren ist aller Ehren wert! Mit einer Zeit von 1:13:28 (im Nachhinein muss ich sagen, dass bestimmt ein paar Minuten weniger möglich gewesen wären, hätte ich die Strecke gekannt - bisweilen war ich mit "angezogener Handbremse" unterwegs, aus Angst "unnötig Körner zu verschießen") sollte ich die Ziellinie letztendlich überqueren. Um dem eisig kalten Wind zu entgehen, verzog ich mich alsbald in den Eingangsbereich des Helmrestaurant; ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie kalt es oben an der Dreizinnenhütte (wo man sich ja bekanntlich im Freien umziehen muss) gewesen wäre...
In den folgenden drei Stunden wechselte ich immer mal wieder zwischen Restaurant und Sonnenterrase (von der man eine herrliche Aussicht auf die Sextener Bergwelt hatte, es aber aufgrund der Temperaturen nicht wirklich lange aushalten konnte), ehe es mit dem Helmjet (für alle Athleten gab es eine kostenlose Talfahrt) wieder talwärts ging; im Gegensatz zum Abstieg von der Dreizinnenhütte durchs Altensteintal ein wahrer Hochgenuss (sowohl meine Oberschenkel als auch das linke Knie haben Freudensprünge gemacht 😉). Fanden "Pastaparty" und Siegerehrung in den letzten Jahren immer vor dem Haus Sexten statt, wurde beides in diesem Jahr ins Warme verlegt. Bei den Damen triumphierte auch in diesem Jahr die Italienerin Sara Bottarelli (mit einer Zeit von 52:53), die jetzt gemeinsam mit der Tschechin Anna Pichrtova Rekordsiegerin des Drei Zinnen Alpin Run ist, während Filippo Barizza (47:01) im siebenundzwanzigsten Anlauf endlich den Olymp erklimmen konnte.
Abschließend möchte ich mich beim Oragnisationskomitee (das es dieses Jahr definitiv nicht leicht hatte), den zahllosen Helfern, Fabian Watschinger und Hannes Kröss für das "Versorgen" mit Informationen bedanken. Auf ein Neues im kommenden Jahr; dann hoffentlich wieder auf der Originalstrecke hinauf zu den Drei Zinnen!
Start: 10:00
Ziel: 11:13:28 - 23. Altersgruppe M45 - 170. Overall
Teilnehmer Männer Altersgruppe M45: 50 (50 im Ziel)
Teilnehmer Manner Overall: 366 (362 im Ziel)
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