Gerade erst aus Paris zurück (aufgrund der Verspätung unseres Zuges starteten wir deutlich später als geplant; aber einerseits war der Akku einfach leer, andererseits musste zumindest noch eine Ladung Wäsche gewaschen werden), befanden wir uns auch schon wieder auf dem Weg in Richtung Alta Badia. In Sterzing wurde noch ein kurzer Zwischenstopp eingelegt, schließlich mussten wir für das "Geburtstagskind" (mein Papa sollte am nächsten Tag seinen 78. Geburtstag feiern) ja noch eine Kleinigkeit besorgen. Letztendlich sollten wir unser Ziel, die Villa Al Sole (in meiner Kindheit hatte ich hier Jahr für Jahr mindestens ein bis zwei Wochen verbracht) in Sankt Kassian am späten Nachmittag erreichen. Genau richtig, um in aller Ruhe anzukommen und noch eine Runde durch den Ort zu drehen, ehe auch schon Zeit zum Abendessen war. Mit dem Donnerstag hatten wir den perfekten Anreisetag gewählt, gibt es da doch vor dem eigentlichen Essen noch einen kleinen Apparativ mit allerlei Südtiroler Leckerbissen. Aber auch so lies das kulinarische Angebot (wie gehabt erwartet die Gäste eine Mischung aus gut bürgerlicher Südtiroler Küche und der mediterranen Küche Italiens) während unseres viertägigen Aufenthalts keinerlei Wünsche offen. Den Abend beschlossen wir dann mit der einen oder anderen Runde Kniffel und/oder Zehntausend.
Am nächsten Morgen ließen wir erst einmal das Geburtstagskind hochleben, ehe wir uns nach dem Frühstück in aller Ruhe in Richtung Piz Sorega (wahlweise per pedes oder mit der Seilbahn) auf den Weg machten. Oben wurde dann nicht nur von Ida der Bear Park Movimënt (einer von drei echt schön angelegten Spielplätzen für Groß und Klein; die anderen zwei befinden sich auf dem Piz La Ila und an der Bergstation des Sessellifts La Crusc 1) unsicher gemacht, ehe es auf der Pralongià-Hochebene (von der man einen herrlichen Blick auf Sella, den Naturpark Pues-Geisler, die Fanesgruppe, Col di Lana, Porta Vescovo und im Hintergrund die Marmolada hat) weiter in Richtung Ütia (ladinisch für Hütte) Bioch ging, wo wir erneut eine Pause (neben einer kleinen Brotzeit galt es auch ein wenig zu chillen und die herrliche Aussicht - die bisweilen von der einen oder anderen Wolke ein wenig getrübt wurde- zu genießen) einlegten. Ich glaube das nennt man wohl entschleunigtes Wandern... 😉 Weiter ging es anschließend in Richtung Rifugio Alpino Pralongià, wobei sich der Rest unserer Gruppe die letzten Meter schenkte, und bereits ein Stück vor der Hütte in Richtung Sankt Kassian abbog, während ich mir einen Besuch in der kleinen Kapelle nicht nehmen lies. Auf dem Weg ins Tal sollten wir dann kurz vor unserem letzten Stopp an der Ütia Saraghes noch in ein (kleines) Gewitter kommen; so hatten wir die Regenjacken wenigstens nicht umsonst mitgenommen. Nach einem kurzen Einkehrschwung wurde noch schnell im Streichelzoo vorbeigeschaut (den tollen Spielplatz konnte Ida leider nicht auf Herz und Nieren testen, da nach dem Gewitter alles pitschnass war), ehe wir uns auf die letzten Kilometer ins Tal machten. Die knapp zwei Stunden bis zum Abendessen sollte ich (größtenteils) für einen kleinen Berglauf nutzen, hatte unser Nesthäkchen doch bei unserem letzten Halt "etwas angebaut"; leider sollte mein Einsatz letztendlich erfolglos bleiben...
Für den Samstag hatten wir uns einen Besuch auf Heiligkreuz vorgenommen, wobei es aber nicht (zumindest nicht für alle) bis hinauf zur Schutzhütte Heilig Kreuz (das direkt neben der 1484 errichteten und im 18. Jahrhundert vergrößerten Wallfahrtskirche erbaute Schutzhaus gehört sonst zu den regelmäßig besuchten Zielen unserer Familie) gehen sollte, da aktuell der (bis dato bestehende) Sessellift durch eine neue Gondelbahn ersetzt wird, und somit die knapp zweihundert Höhenmeter von der Bergstation des Sessellifts La Crusc 1 auf Schusters Rappen bestritten werden müssen; für meinen Papa leider nicht mehr möglich. Entlang des Rü de San Ćiascian (Sankt Kassianer Bach) führte uns unser Weg zuerst talwärts nach Stern (auf dem etwa vier Kilometer langen Weg passiert man diverse Kunstwerke verschiedener Künstler aus den ladinischen Tälern), und von dort aus weiter entlang der Garder weiter nach Badia, von wo aus uns der bereits erwähnte Sessellift auf den Heiligkreuz brachte. Da es ja diesmal nichts mit dem favorisierten Preiselbeer Omelette in (oder vor) der Schutzhütte Heilig Kreuz werden sollte, "musste" auf Polenta mit zerlassenem Käse und Pilzen in der Ütia Lè zurückgegriffen werden; es gibt definitiv Schlimmeres! Nach dem Essen teilte sich unsere Gruppe. Während Bele mit meinem Papa, Stella und Ida den direkten (etwas tiefer gelegenen) Rückweg nach Stern einschlugen (wo ich sie später einsammeln mit dem Auto einsammeln sollte), machte ich mich zusammen mit meiner Mama auf den Weg hinauf zur Wallfahrtskirche, von wo aus es anschließend auf dem unterhalb des Kreuzkofel entlang führenden Weg zurück nach Sankt Kassian ging. Auch am letzten Abend (für uns Jungen; meine Eltern sollten noch ein paar Tage in den Dolomiten bleiben) wurde nach dem Essen eifrig gewürfelt.
Zu wahrhaft unchristlicher Zeit sollte mich der Wecker am Sonntag aus meinen Träumen reißen; aber alles halb so wild, schließlich wollte ich ja endlich mal wieder zum Sonnenaufgang auf den Hexenstein (Sass de Stria). Der Blick über die Dolomitengipfel ist von dort einfach unbeschreiblich; ich denke, dass man es selbst erlebt haben muss, um die Magie dieses Ortes richtig verstehen zu können. Mit dem Auto ging es von Sankt Kassian hinauf zum Passo di Valparola (dieser liegt bereits in der Provinz Belluno), und von dort aus auf schmalen Pfaden (vorbei an unzähligen "Überbleibseln" des Gebirgskrieg zwischen 1915 und 1918) - im Gipfelbereich muss übrigens zwei eiserne Leitern überwunden werden - in knapp fünfzig Minuten hinauf zum Gipfel mit seinem imposanten Gipfelkreuz. In den nächsten anderthalb Stunden durfte ich ein weiteres Mal magische Momente (vom ersten Morgenrot bis hin zu den wohlig warmen Sonnenstrahlen, die nach und nach die Gipfel der Dolomiten wachküssen) erleben; schaut euch einfach die dazugehörenden Fotos an! Ich hätte es noch länger ausgehalten, aber irgendwann musste ich aufbrechen, schließlich wollte ich pünktlich zum Frühstück wieder in der Villa Al Sole sein... Gegen Mittag machten wir uns dann auf den Heimweg; unterwegs stand noch ein Besuch auf der Burg Taufers auf dem Programm. Die mächtige Burganlage, die oberhalb von Sand in Taufers thront wurde ursprünglich im Jahr 1.100 erbaut, ehe sie im 15. Jahrhundert vergrößert und ausgebaut wurde. Für acht Euro (für Erwachsene, Kinder zwischen 6 und 16 Jahren zahlen fünf Euro) kann man die Toranlagen mit den Zugbrücken, den Innenhof, den Eisenkeller, den Burggarten, die Wehrgänge, das Dachgeschoss des ehemaligen Palas sowie den Bergfried besichtigen (all das auf eigene Faust; wählt man die deutlich teurere Führung, bekommt zusätzlich noch über zwanzig vollständig erhaltene Räume zu sehen, von denen vor allem die Rüstungskammer, der Rittersaal, das sogenannte "Geisterzimmer" und die Folterkammer durchaus sehenswert sein sollen). Wir waren im Nachhinein der Meinung, dass sich der kleine Umweg (in Summe etwas mehr als vierzig Kilometer) auf jeden Fall gelohnt hat. Am Brenner legten wir dann noch einen kurzen Zwischenstopp im Outlet Center ein, ehe es über Innsbruck und Garmisch endgültig wieder in Richtung Heimat ging.